Gemischter Chor sorgt für wohlige Schauer
Gospelkonzert mit "Mixed Voices" und "Power Voices" in der Fuhlener Johannes-der-Täufer-Kirche
Joe Goebel und Mixed Voices überraschten mit einem wunderschönen Konzert in der Fuhlener Kirche. Von Stefan Bohrer
Foto: boh Fuhlen. Mit einem fulminanten Gospelkonzert stellte sich Mixed Voices mit der Unterstützung von Power Voices aus Haste unter der Leitung von Jo Göbel in der voll besetzten Johannes-der-Täufer-Kirche in Fuhlen mit zündenden Melodien vor. Die Zuhörer waren hellauf begeistert. Wörtlich nahm der Chor bereits das Spiritual des Beginns: Zu "When the Saints go marchin' in" enterten sie den Altarraum der Kirche in gesanglicher Prozession, um unmittelbar mit dem swingenden "Heaven is a wonderful place" in perfekter Harmonie der Stimmführung und bemerkenswert guter Artikulation die Marschrichtung des Konzertes festzulegen. Und die bedeutete einen fröhlich-mitreißenden musikalischen Rundumschlag durch die Welt der Spirituals und Gospels, der die Zuhörer animierte, kräftig mitzumachen. Entstanden ist diese Musik auf amerikanischen Plantagen. Die Sklaven teilten bei der Arbeit und in den Gottesdiensten gemeinsam Freud, Leid und Hoffnungen beim Singen und Tanzen. Die als heidnisch verdächtigten Trommeln waren allerdings verboten. Eine rhythmische Begleitung wurde schließlich durch Klatschen, Schnipsen mit den Fingern und Füße-stampfen ersetzt, was nicht zuletzt beim Konzert in der Fuhlener Kirche eindrucksvoll demonstriert wurde. Dabei überzeugt Mixed Voices, die übrigens aus dem Männergesangsverein Rumbeck hervorgegangen sind, ebenso durch Rasanz im vierstimmigen Vortrag wie durch bemerkenswertes Rhythmusgefühl. Und dies besonders in den forte-piano-Passagen wie etwa bei "Now let us sing", einem Traditional, dass besonders durch seinen Schlussteil begeistert. Mixed Voices meisterten dieses Stück perfekt. Aber auch den leisen Tönen hat sich der gemischte Chor nicht verschlossen. Das zu Herzen gehende "Morning has broken" überzeugte ebenso wie das deutsche Volkslied "Ännchen von Tharau". Dieses Stück wurde ursprünglich in samländischem Plattdeutsch als "Anke van Tharaw" von Simon Dach Anfang des 17. Jahrhunderts verfasst. Er schrieb es als Hochzeitslied für Anna Neander aus Tharau, in die Dach selbst verliebt war. Die Melodie stammt von Heinrich Albert. Aber auch dem Mozart-Jahr verschloss sich der Chor Mixed Voices nicht. Die im Todesjahr 1791 entstanden Motette "Ave Verum Corpus" zählt zu Mozart schönsten und nachhaltig beeindruckendsten Melodien und ist zugleich ein Prüfstein jeglicher chorischen Arbeit. Ein falscher Einsatz des Chores in der Mittelpassage, keine exakte Ausgestaltung der Dissonant-Akkorde, der Satz zu laut gesungen - das gesamte musikalische Konstrukt dieser erhaben-getragenen Melodie würde unwiderruflich zerstört. Mixed Voices meisterte Mozarts Spätwerk perfekt in Tempo, Artikulation und musikalischer Ausgestaltung und jagte manchem Zuhörer wohlige Schauer über den Rücken. Bereits früh lag das Thema "Zugabe" in der Luft. Nach mitreißenden Soloeinlagen bei so bekannten Spirituals wie "Swing low sweet chariot" oder Jo Göbels "Oh happy day", das der Chor musikalisch untermalte, hielt es keinen der Zuhörer mehr auf den Kirchenbänken. Donnernder Applaus setzte einen publikumseigenen Schlussakkord unter diesen wunderschönen Abend.
© Dewezet, 30.09.2006
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